"Grundsätzlich ist es so: Der Regisseur entscheidet...sofern Produktionsleitung oder Herstellungsleitung nicht die "Eier" haben dies einzubremsen.
So wird also meist das gemacht, was der Regisseur will...und DAS kann "wunderlich" sein.
Dieser "Kreative" macht sich also herzlich wenig Gedanken um die Umsetzbarkeit...er sieht eine Vision vor Augen und hätte diese gerne durchgesetzt.
Und nun hast du ein Team, was diese Visionen umzusetzen versucht.
Da wird auf technisches Equipment nahezu null Rücksicht genommen. Ist ja ersetzbar.
Den Satz "Don‘t be gentle - it‘s a rental" habe ich (leider) beim Film gelernt.
Wenn die Kameraposition so gewünscht wird werden Sitze, Scheiben, Türen, Heckklappen oder ähnliches ausgebaut. Und das in Windeseile...weil ja ständig ein Team von 30-60 Leuten auf DICH wartet. Also wird die schnellstmögliche Version gewählt...mit der Versicherung müssen sich ja später "die aus dem Produktionsbüro" abplagen...das interessiert nachts um 3 auf der verregneten und gesperrten Landstrasse absolut niemanden. Die Zeit drängt!
Es kann aber auch sein, dass nur ein Stativ am Auto befestigt wird...sonst machen Fahraufnahmen ja wenig Sinn.
Ich weiss nicht, ob jemals jemand von euch eine Arri-Kamera geschultert hat...und dazu ein Stativ. Da kommen EINIGE Kilo zusammen.
Nun wird also das Stativ auf die Motorhaube geschnallt...oder an die Türe gehängt. Du kannst dir vorstellen wie wohl sich die Türe fühlt, wenn da 40 KG zuzüglich zur Hebelwirkung dran ‘rumwürgen? Das geht nicht Beulenfrei. Zumindest nicht bei so dünnem Blech wie beim R4. Ein Aktueller Passat verkraftet das...unsere Kübel aber nicht.
Kann aber auch sein, dass etwas "spiegelt" oder "blendet" oder sonstwie das Bild stört. Dann wird Folie aufgeklebt. Und AUF dem Lack gecuttert. Wenn du dein Auto zurückbekommst, siehst du das nicht wirklich...aber der Lack ist verletzt und wenige Monate später wunderst du dich über Kerzengerade Rostspuren auf der Oberfläche.
Vielleicht werden die Protagonisten auch im Auto kurz Nachgeschminkt oder mit Haarspray gefestigt...und da fällt schon einmal ein Krümelchen runter oder man sprüht grossflächiger. Wir reden hier nicht von "Mami‘s Schminke"...wir reden hier von Profimaterial...das Zeug hält auch unter Wasser. Kannst du dir vorstellen wie prima du das aus den Sitzpolstern rausbekommst? Gar nicht. Basta!
Vielleicht kann der Schauspieler durch ein montiertes Türstativ (oder weil der Wagen auf ‘nem Trailer steht) das Auto nicht verlassen (weil die Türe nicht geöffnet werden kann)...dann wird eben ‘ne Kleinigkeit im Auto gegessen und getrunken. Natürlich legen die sich ‘ne Serviette unter (träum...). Innenausstattungen können also auch extrem leiden.
Beim Fahren gibt es auch schöne Bilder, wenn es "gefährlich" aussieht...knapp am Gehsteig vorbei, voll durch das Schlagloch, riskante Fahrmanöver. Abgesehen davon, dass das nur zu häufig daneben geht (die Gaukler sind ja keine Profifahrer)...es wird ja im Zweifel auch vierundfünfzig mal wiederholt. Vierundfünfzig mal durch das selbe Schlagloch...und wieder zurück auf Anfang um es nochmal zu drehen. Also 108 Schlaglöcher...
Ich erinnere mich auch an eine Szene, die den Start zu einem Oldtimerrennen zeigen sollte.
Die Oldies mussten also vor einem Schloss starten. Alle mit möglichst Vollgas.
War ein schönes Bild, was dem Zuschauer geboten wurde. Was der Zuschauer nicht sieht: Wenige Meter hinter diesem Start kam das Schlosstor...und davor das Team (Kamera, Ton, Maske, Garderobe,...). Die Autos mussten also sofort nach dem Vollgasstart wieder VOLL in die Eisen stiefeln. Das war mehr als einmal knapp...und das machst du dann 10 Mal hintereinander. Wenn ICH mir DEIN Auto leihen würde und SO fahren würde...ich glaube das wäre kein Beginn einer nachhaltigen Freundschaft...oder?
Film nimmt auch wenig Rücksicht auf Wetter...wenn die Szene bei Sonnenschein "angedreht" wurde kann es sein dass der Anschluss (der vielleicht ‘ne Woche später gedreht wird) bei Nieselregen gedreht werden muss. Nun war aber vorher das Dach offen...das kann ja nicht in der vermeintlich gleichen Sekunde geschlossen sein. Also: Dach auf.
Und die Szene wird vielleicht stundenlang gedreht. Stundenlang regnet es in dein Cabrio...
Viele Gaukler können auch gar nicht Auto fahren...es liegt also oft jemand im Fussraum, der das übernimmt. Das KANN gut gehen...muss aber nicht...
Erst gestern sah ich SOKO-Köln...der Beifahrer scheppert mit der Türe des Citroen DS gegen einen Streusalzkasten. Natürlich mit Absicht, denn der Streusalzbehälter wurde ja extra dafür in die Wohnsiedlung gestellt (original steht dort keiner!). Also wird der "Gag" mit der scheppernden Türe extra ausgedacht. Und das ganze wurde dann nochmal in Grossaufnahme gezeigt. Selbst wenn die Szene beim jeweils ersten Male "im Kasten" war (was NIENIENIE der Fall ist), wurde 2x ein "Gag" zu Lasten des Autos gemacht...ich parke auf jedem Parkplatz in der hintersten Ecke um vor solchen Parkplatzremplern sicher zu sein.
Oder Paul Panzer...der bei Sommer-WettenDass mit dem Motorradgespann wie angestochen durch die Arena brettert...um schlussendlich mit dem Seitenwagen gegen einen Torpfosten zu semmeln.
Sicher: Die Versicherung bezahlt dafür...aber all das will keiner.
Daher finde ich es unfair dem Fahrzeugverleiher Obhut vorzugaukeln. Das funktioniert nicht. Ein Drehplan ist aus wirtschaftlichen Gründen sehr eng gesteckt...da ist keine Zeit für Sorgsamkeit gegenüber dem "Material" vorgesehen.
Es gibt professionelle Verleiher, die daher solche Filmautos anbieten. Nahezu alle Filmautos sind totale "Blender". Autos die wir alle nicht in der Garage stehen haben wollen...weil sie absolut "durch" sind.
Mit diesen Autos zu arbeiten ist Problemlos!
Es gibt dort auch R4...und kostet wenige hundert Euro pro Tag. Wenn also ein Filmprojekt (was MINIMUM € 50.000.-- verschlingt) keine Taler für ein Filmfahrzeug aufbringt...dann ist da in der Planung was falsch.
In dem Falle sollte die Produktion einen R4 kaufen und nach Dreharbeiten den Kutter wieder verkaufen. Die Preise für R4 sind ja recht stabil...da ist das Risiko doch recht gering...oder?"